Ab Freitag, den 15. Oktober, sind die jährlichen LesBiSchwulen* KULTURTAGE, nach einer pandemiebedingten Pause 2020, wieder da – queerer, intersektionaler und vielfältiger denn je! Zum 24. Mal wird ein bunter, diverser Herbst gefeiert unter dem passenden Motto “Wir sind wieder queerer da!”.
In Zeiten von wachsender gesellschaftlicher Anerkennung von vielfältigen Lebensweisen auf der einen Seite und mangelnder Gleichstellung in wichtigen Lebensbereichen auf der anderen Seite, steht dieses Motto für Gemeinschaft, Lebensfreude, Kreativität und Kampfgeist der queeren Community. Selbst während der Pandemie sind das Engagement und die Zusammenarbeit in der queeren Community in Göttingen noch weiter gewachsen: In diesem Jahr beteiligen sich zahlreiche Gruppen zum ersten Mal an den Kulturtagen – einige von ihnen haben sich erst in den letzten Monaten neu gegründet.
Nach knapp eineinhalb Jahren, in denen das kulturelle öffentliche Leben fast vollständig zum Erliegen kam, freut sich das Kulturtage-Team darüber, dass nach aktuellem Stand nahezu alle Veranstaltungen 2021 in Präsenz stattfinden können. Bei allen Veranstaltungsformaten werden die geltenden Corona-Regeln beachtet.
Doch egal ob online oder offline – alle Veranstaltungen laden dazu ein, queere, vielfältige Lebensweisen zu feiern und in verschiedensten Kontexten sichtbar und erlebbar zu machen, denn insbesondere gemeinsames Empowerment und Vernetzung, lebendige Kultur und spannender Austausch sind seit dem Frühjahr 2020 viel zu kurz gekommen und haben nun umso mehr Raum verdient.
Gemeinsam mit 19 Kooperationspartner*innen bzw. Mitveranstalter*innen hat das größtenteils ehrenamtliche Kulturtage-Team 23 kulturpolitische Veranstaltungen auf die Beine gestellt, die bis zum 14. November an verschiedenen Orten in Göttingen sowie digital stattfinden werden.
Die meisten Veranstaltungen sind für alle interessierten Menschen offen, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung. Veranstaltungen, die sich ausschließlich an bestimmte Zielgruppen richten, sind im Flyer und auf der Webseite entsprechend gekennzeichnet.
Mit ihrem attraktiven gesellschaftspolitisch relevanten Kulturprogramm leisten die LesBiSchwulen* KULTURTAGE in Göttingen jedes Jahr einen wichtigen Beitrag für die Sichtbarkeit, Akzeptanz und Gleichstellung vielfältiger Lebensweisen, Beziehungs- und Familienformen, sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten.
Jeen Burdorf, hauptamtliche Koordinatorin des Kulturtage-Teams, betont die große Bedeutung der Veranstaltungsreihe: „Die LesBiSchwulen* KULTURTAGE 2021 repräsentieren eine große, selbstbewusste queere Community. Das vierwöchige Programm zeigt eindrucksvoll, wie queere Kultur Menschen verbinden und ihrer individuellen Lebensweise stärken kann. Menschen, die nicht heterosexuell lieben, nicht in einer monogamen Zweierbeziehung oder „klassischen“ Familienkonstellation leben, Menschen, die nicht dem Geschlecht angehören, das ihnen nach der Geburt zugewiesen wurde, oder die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht eindeutig zugehörig fühlen, haben ein Recht auf Anerkennung, Selbstbestimmung, Gleichstellung und Schutz. Für dieses Ziel leisten die LesBiSchwulen* KULTURTAGE in Göttingen einen wichtigen Beitrag.“
Aufgrund von Corona findet dieses Jahr keine Auftaktparty statt, allerdings laden diverse Mitveranstaltende zum gemütlichen, rhythmischen oder kreativen Zusammensein ein: Das Café Kabale lädt zu einer Special FLINTA-Theke ein, die sich ausschließlich an Frauen und Lesben, inter*, nichtbinäre, trans* und asexuelle/aromantische Personen richtet. Die queerBar meldet sich mit einem Outdoor-Abend am Juzi aus der Corona-Pause zurück, die Akademie Waldschlösschen lädt zum Herbst-Abschütteln ins Tanzcafé ein, das Kulturtageteam veranstaltet wieder eine der legendären QuizNights und das ThOP stellt eine ganz besondere Dragshow auf die Beine – diese ist bereits ausgebucht. Für alle, die auch gerne dabei gewesen wären: Es ist bereits ein Zusatztermin geplant.
Das 2020 vom Queeren Zentrum gestartete Jugend-Projekt equity* – Empowerment für queere Jugendliche und junge Erwachsene lädt zusammen mit der Queeren Jugendgruppe zum gemeinsamen Chillen im Queeren Zentrum ein. Zu gemütlichen Kennenlernabenden mit einer Vorstellung ihrer Arbeitsbereiche laden auch SCHLAU Göttingen sowie das Präviteam der Göttinger AIDS-Hilfe ein – hier stehen Vernetzung, Community und ehrenamtliches Engagement im Mittelpunkt.Das vielfältige Veranstaltungsprogramm beinhaltet außerdem einen Kochabend, ein Erzählcafe, einen Paneltalk, Lesungen und Vorträge.
Alle Veranstaltungen laden auf ganz unterschiedliche Weise zum gemeinsamen Diskutieren, Erleben oder Entspannen ein.
Jeen Burdorf ergänzt: „Veranstaltungen wie empowerndes Schreiben und Bodypainting, Selbstfürsorge mit Qigong und ein Seminar zu geschlechterkritischer Bildungsarbeit zeigen: Es gibt noch einiges zu tun, aber queere Menschen und Organisationen arbeiten unermüdlich daran, queere Menschen dabei zu unterstützen, ihr Leben frei und selbstbestimmt zu gestalten. Uns geht es darum klarzustellen: Alle Menschen haben das Recht darauf, diskriminierungsfrei zu leben und zu lieben.“
Drei Filmabende im Kino Lumiere spannen einen Bogen von den Erlebniswelten schwuler und lesbischer Menschen in der DDR zu den Erfahrungen migrierter und geflüchteter queerer Menschen in der heutigen Bundesrepublik.
Die beiden Filme „Uferfrauen – lesbisch l(i)eben in der DDR“ (19.10., 19:30 Uhr) und „Out in Ostberlin“ (am 4.11. um 19:30 Uhr) zeigen aus verschiedenen Perspektiven dokumentarisch, wie es war, im real existierenden Sozialismus „anders“ zu l(i)eben.
Beide Filmaufführungen sind etwas ganz Besonders, da jeweils Regisseur*innen und Protagonist*innen geladen sind, um mit dem Publikum in Austausch und Diskussion zu gehen.
Der Film „Futur Drei“ (22.10., 20:00 Uhr und an weiteren Terminen) zeigt hingegen, dass Queersein in Deutschland auch heute von vielen, individuell sehr unterschiedlichen Hürden geprägt ist.
Am Beispiel von drei jungen Menschen wird deutlich, welchen Einfluss Mehrfachdiskriminierungen bspw. aufgrund von Migrationsgeschichte und Aufenthaltsstatus haben können.
Die über Göttingen hinaus geschätzte und beliebte Veranstaltungsreihe verdankt ihre über 20-jährige Kontinuität vielen engagierten Göttinger Personen, Gruppen und Institutionen, die sich für ein lebendiges, vielfältiges und respektvolles Zusammenleben und Wirken in unserer Stadt einsetzen.
Verantwortlich dafür zeichnet das ehrenamtliche Koordinationsteam und die hauptamtliche Koordination in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartner*innen aus dem Kultur-, Sozial- und Selbsthilfebereich.
Die LesBiSchwulen* KULTURTAGE werden getragen vom Verein Queeres Göttingen e.V., der seit Anfang 2018 sehr erfolgreich das Queere Zentrum Göttingen betreibt, welches vielfältige Beratungs-, Gruppen- und Kulturangebote für Jugendliche und Erwachsene bietet. Die Öffentlichkeitsarbeit der LesBiSchwulen* KULTURTAGE wird zudem von der Göttinger AIDS-Hilfe unterstützt.
Die LesBiSchwulen* KULTURTAGE werden unterstützt und gefördert von der Stadt Göttingen, der Kulturstiftung Göttingen, dem Landkreis Göttingen, vom Landesverband Soziokultur Niedersachsen, vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie vom Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB) und der Hannchen Mehrzweck Stiftung (HMS).
Unsere Förderer*innen:
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